Saturday, April 19, 2008

Nekrolog

Meine treuste Reisegefaehrtin Olivia hat mich verlassen. Nachdem sie mich 4 Jahre lang auf saemtlichen Reisen und Nichtreisen begleitete, unterlag sie letztendlich den taeglichen Operationen der letzten Monate.

In Kanada begann es mit einem kleinen unerklaerlichen Loechlein am Oberschenkel, dem ich nicht viel Beachtung schenkte. Am 15. Dezember jedoch riss es ganz unerwartet so weit auf, dass ich ploetzlich vor all den Kids fast halb nackt da stand. Von da an haeuften sich diese Vorfaelle an verschiedenlichsten Stellen und verschafften der Armen staendige Operationen.

Auf der Wanderung von Quilotoa nach Chugchilan, zeitgleich als der gleichfarbige Zwirn sich dem ende zuneigte und duch einen gruenen ersetzt werden musste, wurde sie in einem herrlichen Canyon durch Dosentunfischoel letztendlich noch getauft. Nicht, dass ich denke, dass das Olivenoel war, aber der Name passte so gut zu den Farben. Die urspruengliche kann ich kaum noch erinnern, aber die verbleibende und die des neuen Zwirns waren fuer mich einfach Oliviafarben.

Von nun an musste Olivia fast abendlich operiert werden und lies mich in dem staendigen Bangen mich ploetzlich an einem sehr ungelegenen Ort zu entbloessen, aber ich nahm es in Kauf, denn gerade auf dieser letzten Reise hat sich unsere Beziehung sehr verinnigt.

Am Ende musste ich jedoch einsehen, dass unser Beisammensein weder fuer sie noch fuer mich Vergnuegen war. Die Operationen waren zeitraubend, obwohl liebevoll, aber gleich am naechsten Morgen musste sie wieder die selben Schmerzen erleiden.

So war ihre letzte Ehre und unser letztes Beisammensein der gemeinsame Aufstieg zum Machu Picchu wo ich ihr letztendlich ein huebsches Felshoehlchen fand in dem sie jetzt hoffentlich die ewige Ruhe findet, wenn nicht irgendwelche Archaeologen sie irgendwann finden und sich wundern, dass die Inkas schon Haundem-Hosen hatten.


Ansonsten, obwohl noch in tiefer Trauer, gehts mir sehr gut! Ich bin seit ner knappen Woche jetzt wieder unterwegs. Erster Stopp nach 22 Stunden Busfahr: Cusco, Gringostadt Nr. 1! Aber ich bin zum Glueck bei den unglaublich netten Freunden meines Onkels eingeladen und komm somit in den Genuss des etwas peruaischeren Cuscos.
Irgendwie echt ne irre Stadt! klar das Zentrum des Inkaimperiums. Viele der Gebaeude im Zentrum sind noch auf alten Inkaruinen aufgebaut und auch so, in der Umgebung wimmelts nur so von Staetten und Festungen und Inkamauern, die einfach ueberall faszinieren!
Besonders beeindruckend war Sacsayhuaman, eine Festung, zu der mich die Freunde nachts bei Vollmond hinfuehrten! Wir waren die einzigen dort, konnten aber die ganze Stadt ueberblicken! und die Mauern waren noch impossanter als die machu picchus! irre grosse Felsbloecke mega exakt behauen, 3 mal so gross wie ich oder so. na und das alles halt nur bei Mondlicht!

Und dann natuerlich noch Machu Picchu. Als ich hier nach Peru kam, hatte ich eigentlich nicht vor, dorthin zu gehen. Es ist einfach schweinisch teuer und mega toristisch. Jetzt im Nachhinein kann ich ehrlich sagen, dass es der touristischste Ort ist, an dem ich je war! Aber is ja jetzt auch eins der 7 Weltwunder.

Als ich dann die Preise hier in Cusco in Wirklichkeit sah, verging mir so ziemlich die Lust dort hin zu gehen. Aber hier in Peru spricht wirklich jeder davon, sodass man das Gefuehl hat, die Peruaner zu beleidigen, wenn man 6 Monate in ihrem Land war aber nicht Machu Picchu besucht hat. Es ist der Traum vieler Leute, die ich in Lima getroffen habe und man trifft hochempoerte Leute, die sich zurecht darueber entsetzen, dass der Vertrag mit den Amis, der dieses Jahr ablaufen sollte, verlaengert wurde und sie somit berechtigt, all die unschaetzbaren Ausgrabungen, die bei der "Entdeckung" Machu Picchus durch einen Nordamerikaner in die USA verfrachtet wurden, weitere 90 Jahre zu behalten.

Ich hab also die Nacht in Aguas Calientes, dem Ausgangsdorf verbracht, dem Ort der nur fuer Touris geschaffen zu sein scheint, um am naechsten Morgen frueh hoch zu kommen. Um 5:30 bin ich in der Daemmerung losgezogen an all den auf den Bus wartenden Touris vorbei und den ruhigen, schoenen Weg zu den Ruinen hochgestapft, mit Olivia. Ein paar Minuten war ich jedoch zuspaet, denn die Sonne kam hinter den Bergen hervor, gerade als ich am Ticketschalter war.


Ja, schoen in all den Ruinen rum zu stapfen, wie in einem riesen Labyrinth aus beeindruckenden Waenden die alle erstaunlich gut erhalten sind. Die Exaktheit der Steinarbeiten der Inkas is wirklich bewundernswert. Aber das Eigentliche kann man garnicht beschreiben. Da liegt einfach was in dem Ort oder der Stadt oder der wunderbaren Umgebung, das wirklich was spezielles hat!
Man sagt, es sei auch so toll wegen all den Orchideen und Schmetterlinge und Voegel die sich da so rumtreiben. Scho wahr, aber mit Kuélap nimmts die "verlorenen Stadt" dann doch nich ganz auf ;)

No comments: